Die Zeit vor dem Venezianergatter

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Bretter sägen mit Muskelkraft

Früher brauchte man um Baumstämme der Länge nach zu zersägen sogenannten Trummsägen, eine lange Säge, die in einem Rahmen befestigt war. Zum Aufsägen legte man den Stamm auf einen Sägebock. Ein Arbeiter stand auf dem Stamm und zog die Säge leer nach oben, ein zweiter oder auch ein dritter stand am Boden und verrichtete die eigentliche Sägearbeit. Diese wurden auch als „Abizahrer“ bezeichnet.

In England wurden zur Erleichterung der Arbeit Sägegruben ausgehoben, die tief genug waren, dass ein Mann darin aufrecht stehen konnte. Der Stamm wurde über die Grube gelegt, sodass einer von oben und der andere von unten ziehen musste. Letzterer, der in der unangenehmeren Lage war, wurde dabei angeblich als „underdog“ bezeichnet.

Rahmensäge mit Sägebock – zum Aufsägen des Stamms zu Brettern oder Balken:

Ein Zimmerer steht auf dem Stamm und zieht die Säge leer nach oben. Der zweite und dritte Zimmerer stehen am Boden und verrichten die eigentliche Sägearbeit.

Abbildungen: links Säge 19. Jh. Sägebock 1991 (Handwerksmuseum Deggendorf), rechts Trummsäge im Kutschenmuseum Großraming.

 

 

Erste Sägemaschinen

Die allerersten Anzeichen für die Herstellung von Schnittholz mit maschinellen Arbeitsmitteln führen bis in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück. Die älteste überlieferte Darstellung einer Sägemaschine zeigt eine wassergetriebene Hubsäge, die als Sägemühle bezeichnet wurde.

Der Antriebsmechanismus nahm die vom fließenden Wasser angebotene Strömungsenergie auf und übertrug sie unter Umformung der Drehbewegung in geradlinige Bewegungen auf den Sägerahmen und das Schiebezeug.

Das Mühlrad ist die älteste Kraftmaschine des Menschen. Es war schon vor 2000 Jahren in den Staaten des klassischen Altertums bekannt und wurde als Getreidemühle verwendet. Das Wasserrad erlangte zum Betreiben von Werkzeugen keine wirtschaftliche Bedeutung. Erst zu Beginn des 13. Jhdt. war die Technik soweit fortgeschritten, dass das Wasserrad als Kraftquelle auch in die Herstellung von Schnittholz einbezogen werden konnte.

Von da an sollte es für mehr als 600 Jahre, bis zur Ablösung durch die Dampfmaschine, die wesentlichste Kraftmaschine in den Sägewerken bleiben. Mit Ausnahme von Gebieten, in denen die Windkraft genutzt wurde. Im Pramtal wurde Windkraft allerdings nur für den Betrieb von Brunnen verwendet.

Älteste erhalten gebliebene Darstellung einer Sägemaschine – geschaffen um 1230 von Villard de Honnecourt mit der Legende: „Auf diese Art macht man eine Säge, selbsttätig zu sägen.“

Das Sägeblatt ist mit dem einen Ende an der im Boden verankerten, scherenartig zu bewegenden Hebelvorrichtung und mit dem anderen an einer biegsamen Fichtenstange befestigt. Es bewegt sich auf und ab. An dem horizontal angeordneten Wellbaum sind kreuzförmig Nocken angebracht. Sie drücken abwechselnd über den Hebel die Säge nieder, die dabei den Schnitt ausführt und gleichzeitig die Fichtenstange spannt. Jedes Mal nach dem Abheben eines Nockens vom Hebel zieht die Fichtenstange das Sägeblatt wieder nach oben. Das auf dem Wellbaum zwischen Mühlrad und Nockenkreuz angebrachte Rad greift mit seinen Zacken von unten in den Stamm ein und schiebt ihn kontinuierlich zwischen Führungen hindurch gegen das Sägeblatt.

Sägemühlen im Pramtal seit dem 14. Jahrhundert

Für 1312 ist angeblich eine Sägemühle für Oberösterreich belegt, wir konnten das aber nicht überprüfen. Gesichert ist aber, dass die Furthmühle in Pram auf eine rund 650-jährige Geschichte zurück sieht und sie ist heute die einzig erhaltene von ehemals 43 Mühlen am gesamten Lauf der Pram. Im „Schaunberger Urbar“, einer Auflistung der Einkünfte der Grafen von Schaunberg aus dem Jahr 1371, wird die Furthmühle erstmals wie folgt erwähnt: „Pram, mul und sag, furtmul zu Pram“.

Klopfgatter

Für die Umformung der Drehbewegung der Mühlradwelle in die Hubbewegung des Sägerahmens wurde zuerst der Nockenantrieb eingesetzt. Die Nocken, die direkt auf der verlängerten Mühlradwelle, dem Wellbaum, angebracht waren, griffen am unteren Joch des Sägerahmens an, hoben den Werkzeugträger an und gaben ihn nach Erreichen des oberen Totpunktes frei. Der Sägeschnitt wurde geführt, während der Rahmen, bedingt durch seine Schwerkraft, in den unteren Totpunkt zurückfiel. Das erforderte einen schweren, stabil gebauten Sägerahmen.

Die Anzahl der Nocken war vom Wasserangebot abhängig. Bei einem schnellfließenden Gewässer reichte meist ein Wellbaum mit einem Nocken aus, bei langsam fließendem Wasser waren zwei, oft auch drei Nocken für eine ansprechende Hubzahl notwendig.

Um den Bewegungsablauf des Nockengatters zu verbessern, wurden bis zu 8 m lange elastische Fichtenstangen als Federbäume eingesetzt. Die Federbäume bremsten die Bewegung des herabfallenden bzw. aufsteigenden Rahmens jeweils kurz vor dem unteren bzw. oberen Totpunkt ab und halfen nach Überwindung der Totpunkte die Bewegung des Rahmens wieder zu beschleunigen.

Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts in allen Sägemühlen Gatter mit Nockentrieb standen.

 

Quellen: Ausstellung des Handwerksmuseums Deggendorf.
Historische Bilder und Texte VEB Fachbuchverlag Leipzig „Vom Steinbeil zum Sägegatter“ Finsterbusch/Thiele