Die Entwicklung der Bäume

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Wie lange gibt es schon Bäume auf der Welt?

Erste Pflanzen

Alles begann damit, dass sich vor drei Milliarden erste Lebewesen regten, sich dann winzige Grünpflanzen in den Urmeeren entwickelten. Diese Algen blieben dort die einzige Vegetationsform, bis manche zu einem unbekannten Zeitpunkt die Meere verließen und sich auf dem Festland ansiedelten. Helfer bei dieser Ansiedelung dürften Pilze gewesen sein, und zwar als Symbiose-Partner innerhalb von Flechten. Flechten bestehen aus mind. drei oder auch mehreren Partner, wobei stets  Pilze beteiligt sind und auch Algen und/oder spezielle Bakterien (Cyanobakterien, Grünalgen).  Vor 400 Millionen Jahren entwickelten diese Landpflanzen Gefäßsysteme – Leitungszellen für den Transport von Wasser und Nährsalzen. Im Lauf der nächsten 50 Millionen Jahre wurden diese ersten Pflanzen (Bärlappgewächse, Schachtelhalme, Farne, …) immer größer und bildeten Wurzeln, Sprosse und Blätter. Manche entwickelten ein hartes, holziges Gewebe, das den Haupttrieb verstärkte: vor etwa 350 Millionen Jahren gab es erste Bäume und Wälder.

Kleine Formen des Schachtelhalms gibt es heute noch. Hier die größte bei uns vorkommende Art, der Riesen-Schachtelhalm. Diese Exempare sind etwa 1,5 m hoch.

Erste Bäume – Farn, Schachtelhalm & Co

Diese frühen Bäume brauchten eine feuchte Umgebung zur Fortpflanzung (wie auch heute noch der Farn). Ein Beispiel ist der Gilboa-Baum (benannt nach dem Fundort im Bundesstaat New York/USA). Er entstand vor etwa 385 Millionen Jahren und ähnelte heutigen Baumfarnen. Er wurde bis zu 8 m hoch, hatte ein einfaches Wurzelsystem und betrieb eine primitive Art der Fotosynthese. Nach wissenschaftlicher Definition waren dies aber noch keine Bäume, wie auch Palmen nicht zu dieser Gruppe gezählt werden.

Heutige Farnbäume in Südafrika. (Foto: Hans Schuster)

Nacktsamer – Nadeln und Zapfen

Die nächste Entwicklungsstufe waren die Gymnospermen (Nacktsamer). Sie waren nicht mehr auf Wasser zur Fortpflanzung angewiesen. Ihre Samen besaßen Schutzhüllen und Nährstoffe für den Keimling und konnten daher auch längere Trockenperioden unbeschadet überstehen.

Die meisten Arten der heute noch vorkommenden Nacktsamer sind NADELBÄUME oder Koniferen. (Konifere bedeutet „Zapfenträger“, von lat. conus „Kegel, Zapfen“ und ferre „tragen“.) Sie haben Nadeln und ihre Samen befinden sich meist in Zapfen. Zur Bestäubung sind diese Pflanzen meist auf den Wind angewiesen.

Weder zu den Laubbäumen noch zu den Nadelbäumen gehören die GINGKOS, sie bilden eine eigene Gruppe, die näher mit Nadelbäumen verwandt sind (!). Vor 150 Millionen Jahren gedieh der Gingkobaum auf der ganzen Welt. Der Gingko biloba (im Museumspark finden Sie ein Exemplar), heimisch in China, in der ganzen Welt gepflanzt, ist der einzige lebende Vertreter der Ginkogoales einer ansonsten ausgestorbenen Gruppe von Samenpflanzen. Er wird daher auch als „lebendes Fossil“ bezeichnet.

Der in China heimische Fächerblattbaum ist der letzte überlebende der Baumgattung Gingko. Hier der Ginkgo im Museumspark in leuchtendgold-gelber Herbstfärbung.

Neben Gingkos und den Koniferen kennen wir heute noch die Palmen-artigen aus dieser Entwicklungsstufe der Bäume.

Blütenbäume – Blütenträume

Die jüngste Entwicklung waren Blütenpflanzen oder Angiospermen (Bedecktsamer, hier sind die Samen in einem Fruchtknoten z. Bsp. einem Apfel, eingeschlossen). Blütenpflanzen sind das Ergebnis einer Co-Evolution: sie benötigen Insekten (oder auch Vögel, Fledermäuse und Eidechsen) zur Bestäubung, die Insekten benötigen die Pollen und den Nektar dieser Pflanzen zum Überleben. Wälder mit Blüten-Bäumen waren bereits vor 120 Millionen Jahren weit verbreitet.

 

Baumzeitalter bei uns in Mitteleuropa

Die Entwicklung der Angiospermen (Bedecktsamer, Blütenpflanzen) war der letzte große Entwicklungsschritt im Reich der Pflanzen und somit Bäume. Eine nie wieder erreichte Fülle an Vegetation bestimmte diese Periode. Viele Lager fossiler Energie (Antrazith, Braun,- Steinkohle, Erdöl) stammen aus dieser Zeit.

Vor etwa 60 Millionen Jahren begannen sich Eiche, Ahorn, Wallnuss- und Feigenbaum durchzusetzen. Es herrschte ein äußerst günstiges Klima für unsere Bäume.

Der große Frost – Eiszeit

Vor etwa 1,8 Millionen Jahren, am Ende des Tertiär, wurde es dann ungemütlich: mindestens 4 große und viele kleine Eiszeiten ließen alle Bäume im Frost erstarren. Manche Arten „flüchteten“ in den Süden Europas, manche starben in Europa ganz aus und werden in jüngster Zeit von Menschen aus anderen Kontinenten wieder importiert und angepflanzt wie etwa die Magnolie, der Amber-Baum oder der Tulpenbaum.

Pioniere und Hasel- und Buchenzeit

Nach dem Ende der letzten Eiszeit, vor etwa 12 000 Jahren, gelang es Pionierbaumarten um die Alpen herum aus ihrem „Versteck“ im wärmen Südeuropa zurückzukehren. Als erstes kamen um 8 000 v. Chr. die Pionier-Baumarten Kiefer und Birke wieder zurück. Dazu kam dann die Haselnuss, sodass wir um 6 000 v. Chr. von einer „Haselzeit“ sprechen können.

In der Jungsteinzeit (~ 6 000 – 3 000 v. Chr.) war ein Klimaoptimum erreicht, in dem sich ein Eichenmischwald mit Linden, Ulmen, Ahorn und Esche ausgebreitet hatte.

In der Bronzezeit (~ 2 000 v. Chr. – 0) wurde es wieder kühler. Besonder gut zurecht kam damit die Buche. Seit etwa 800 v. Chr. bis heute ist die vorherrschende Baumart bei uns (natürlich nicht im Hochgebirge) die Buche. Massive Pflanzungen durch den Menschen veränderten dieses Waldbild zugunsten von Kiefer und Fichte. Derzeit scheint sich durch die Klimaerwärung ein Ende des Buchen-Zeitalters abzuzeichnen.

 

Quellen: Jake Page u. A. „Der Planet Erde. Wälder“, Time Life Books, 1984.
Doris Laudert „Mythos Baum“, BLV, 2003.